Stressregulierung
14. Mai 2025Die Horseprotection Kompetenzpartnerschaft hat sich dem Thema Stress bei Pferden und deren Auslösefaktoren gewidmet und den Begriff Stressregulierung als Ansatz zur Lösung dieser Thematik erarbeitet.
Wir haben das Thema Stressregulierung in fünf Teilbereiche unterteilt:
1. Faktor Hufe
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Fehlstellungen und unpassender Hufbeschlag führen zu dauerhaften Fehlbelastungen, Schmerzen und Schonhaltungen.
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Ungeeignete oder zu seltene Hufpflege (z. B. zu lange Zehen, zu enge Trachten) verstärkt mechanischen Stress.
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Bodenverhältnisse in Offenställen, wie dauerhaft nasser, harter oder steiniger Untergrund, fördern Hufkrankheiten (Strahlfäule, Abszesse, Hufrehe).
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Längere Zeiträume zwischen Hufpflege-Terminen führen zu unkontrollierter Hufverformung und chronischer Belastung.
2. Faktor Muskeln und Bänder
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Dauerhafte Fehlbelastungen (z. B. durch unpassenden Hufbeschlag oder falsches Training) führen zu Muskelverspannungen, Schmerzen und Stressreaktionen.
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Mangelhafte oder fehlende Aufwärm- und Cool-down-Phasen erhöhen das Verletzungsrisiko.
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Einseitige oder überfordernde Bewegungsmuster können zu Blockaden, Überlastung der Sehnenstrukturen oder Muskelatrophie führen.
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Kompensatorische Verspannungen entstehen, wenn Pferde aufgrund von Schmerzen oder Haltungsmängeln „ausweichen“ müssen.
3. Faktor Futter
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Unausgewogene Rationen (z. B. zu viel Stärke, zu wenig Rohfaser) führen zu Verdauungsstress, Übersäuerung und Verhaltensauffälligkeiten.
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Fütterungsunruhe in Gruppenhaltung erzeugt sozialen Stress und begünstigt Futterneid.
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Lange Fresspausen (über 4–6 Stunden) verursachen Magensäureprobleme (z. B. Magengeschwüre).
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Mineralstoffmängel oder -überversorgungen können Leistungsabfall und körperlichen Stress nach sich ziehen.
4. Faktor Haltungsbedingungen
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Gruppenunverträglichkeit oder instabile Herdenkonstellationen führen zu Dauerstress, Angst oder sozialer Unterdrückung.
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Unstrukturierte Offenställe mit zu wenigen Fressplätzen, Ruhezonen oder zu rutschigem/matschigem Untergrund fördern Konflikte und gesundheitliche Probleme.
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Licht, Lärm oder extreme Witterungseinflüsse, denen Pferde nicht ausweichen können, erhöhen das Stressniveau.
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Fehlender Rückzug oder Platzmangel beeinträchtigen Schlafphasen und das psychische Gleichgewicht.
5. Faktor Nutzungsbedingungen (Reitweisen und Training)
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Überforderung durch falsche Trainingsintensität (zu schnell, zu hart, zu lang) verursacht körperlichen und mentalen Stress.
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Unklare Hilfengebung oder inkonsequente Kommunikation verunsichern das Pferd und führen zu Anspannung oder Widersetzlichkeit.
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Nicht pferdegerechte Ausrüstung (z. B. schlecht sitzende Sättel, scharfe Gebisse) lösen Schmerzreize und Abwehrverhalten aus.
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Einseitige Belastung oder fehlende Abwechslung führen zu Unlust, psychischem Stress und Bewegungsproblemen.
Fazit:
Stress beim Pferd ist fast nie monokausal. Oft verstärken sich Faktoren gegenseitig – z. B. führen schlechte Hufe zu Muskelschmerzen, die wiederum im Training zu Widerstand führen, was Stress im Handling erzeugt. Nur durch ein ganzheitliches Erkennen und Regulieren aller Einflussbereiche kann dauerhaft Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden gesichert werden.